Magdalena legte die letzten Hefebrötchen in den Korb und deckte ein Leinentuch darüber. Wenn der Vater nach hause kam, würde er Hunger haben. Und Michel auch. Der hatte sowieso immer Hunger. Magdalena machte sich nur Sorgen, wie die Beiden wohl kommen würden. Ob der Michel noch Laufen konnte, wenn die Revision des Vaters keinen Erfolg gehabt hatte. Michel war ein guter Junge. Ein Lausebub, ja. Aber nicht böse. Magdalena konnte sich nicht vorstellen, dass er den Ring wirklich gestohlen hatte. Auch wenn er, wenn sie ihn frage, was denn nun wirklich geschehen war, schwieg wie ein Stockfisch. Und in Wirklichkeit hatte Magdalena die Brötchen auch für ihren kleinen Bruder gebacken. Süße Hefebrötchen mochte er über alles. So wie sie ihn mochte.
Gerade als Magdalena den Korb auf den Tisch stellte, hörte sie von draußen Geräusche, die klangen, als würde ein Pferdewagen vorfahren. Aber wer sollte denn zu ihnen gefahren kommen? Gar mit Pferden! Dann erschrak Magdalena - nicht, dass dem Michel oder dem Vater etwas geschehen wäre und sie jetzt hierher gefahren werden mussten!
So schnell sie konnte lief Magdalena aus der Tür. Dort stand schon Stine und schaute mit großen Augen auf das Schauspiel, was sich ihnen bot. Der Vater und Michel kamen wirklich in einem Pferdewagen angefahren. Aber nicht in einem gewöhnlichen Pferdewagen, wie ihn die Bauern oder die Linienkutsche fuhr. Nein. Es waren zwei Kutschen! Kutschen! Und nicht irgendwelche! Magdalena erkannte sie wohl - es waren die Kutschen des Hofes! Und darin saßen nicht nur der Vater und Michel, sondern auch die Vizekönigin höchstpersönlich! Und ihre Lebensgefährtin, die von Quitzlow! Und noch ein paar andere vom Hofstaat. Und der Vater. Und der Michel. Und der Michel strahlte über das ganze Gesicht wie ein frisch gebackenes Hefebrötchen! Magdalena fiel eine ganze Wagenladung Hefebrötchen vom Herzen.
(Flo)