Friede, Freude, Eierkuchen

15.03.2016 06:31
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Göttin

Millefleur ist anders. Keine Oligarchie wie Deutschland, sondern ein Friede, Freude, Eierkuchenstaat. Soll heißen, hier wird, wie die Franzosen mal meinten, auf Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit Wert gelegt. Trotz Florabella. Oder gerade wegen ihr.

Was heißt das?

In Deutschland regiert Geld die Welt. Ohne Moos nix nix los und wer genug davon auf der Kante hat, bestimmt was Recht ist und was Kultur. In Millefleur sind diese drei Bereiche zumindest formal entkoppelt.

Klar gibt es ein Wirtschaftssystem. Subsidient. Mit Binnenwährung. Heisst, hier gilt der Spruch "Reich ist der, der weiß, dass er genug hat." Geld zu haben lohnt sich nicht. Schon deswegen, weil man damit kein Recht kaufen kann. Und es ist besser angelegt, wenn man es in Kultur und nicht in nicht vorhandene Waren, virtuelle Zinsen oder sowas anlegt. Und selbst die hier Megareichen wie die Vize sind woanders arme Schlucker.

Recht: Nicht wer sich das nehmen kann, bekommt es, sondern es wird darauf geachtet, dass es nicht wie in einer Demokratie immer auch Verlierer geben kann. Nicht Einstimmigkeit ist das Ziel, sondern Einmütigkeit. Eine Lösung, mit der Jeder, und damit ist auch Jeder gemeint, leben kann. Das hat zur Folge, dass es kaum (!) vertikale Führungsstrukturen gibt (ein Schuldirektor, der entscheidet, was Lehrer umsetzen und unter was Schüler leiden müssten, ist zum Beispiel völlig undenkbar) sondern nur horizontale Selbstverwaltungsstrukturen. Heißt, um beim obigen Beispiel zu bleiben, die Lehrer einer Schule entscheiden selbst, wie sie diese organisieren. Und solange nichts gründlich schief läuft, hält sich der Staat, also Florabella, da raus und sorgt nur für die ökonomischen Grundlagen. Das hat jetzt, wie oben geschrieben, nichts mit Basisdemokratie zu tun. Das macht das System, ausser wenn Florabella mal wieder eine Ansage macht, manchmal etwas langsam, aber die Menschen können damit glücklicher leben. Appropos Glück: In Millefleur interessiert keinen das Bruttosozialprodukt, sondern ähnlich wie in Nepal das Bruttoglücksprodukt.

Freiheit heißt hier weder, das jeder machen kann, was er will, noch ist damit explizit die Luxemburgsche Freiheit gemeint. Eher die Wechselwirkung zwischen Individuum und Gesellschaft. Wieder am Schulbeispiel: es kann nicht angehen, dass wie in Deutschland die Bedienungsanleitung für ein kommerzielles Produkt Lehrinhalt an einer Schule wird und es erklärtes Ziel des Schulsystemes ist, möglichst schnell und einfach zu verwertendes Rohmaterial für die Wirtschaft zu produzieren. Oder Absatzmärkte für Schulbuchverlage, deren Werbeveranstaltungen als Lehrerweiterbildung abgerechnet werden können. Weswegen es nebenbei in Millefleur auch keine eigentlichen Schulbücher gibt.
Wichtig ist vielmehr, was im Interesse aller (siehe oben!) gerade wichtig ist. Eine der Hauptaufgaben des Lehrers ist es daher, dies abzuspüren und umzusetzen. Oder des Künstlers. Des Handwerkers. Der Vizekönigin. Freiheit eben.


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