Lina hielt vor Schreck inne, so daß das Honigbrötchen, in das sie gerade beißen wollte, um Haaresbreite vor ihrem geöffneten Mund stehen blieb.

Mit weit aufgerissenen Augen fragte sie: "Im Rabankenwald gibt es Wölfe?"

(Flo)

Alle mussten Lachen oder zumindest Schmunzeln. Christina antwortete ihrer Zofe:

"Nein, natürlich nicht! Ausser der Fredemann schleicht durchs Unterholz auf der Suche nach einem Schmalreh wie Dir, das er vernaschen kann. Du Nuss!"


(Flo)

"Und wenn er so ein Hühnchen wie Dich erwischt, liebe Lina, dann hast Du ganz schnell schnell die Kugelpest wie Christina."


(Flo)

Während Lina Michelle die Zunge herausstreckte, sagte Christina ungehalten: "Ihr wisst genau, dass mein Kind nicht von Fredemann ist, sondern von Robert!"


(Flo)

"Konfusius?"

Fredemann erreichte die Schloßinsel und sah schon von weitem die Tafel im Pavillon, an der die geballte Weiblichkeit des Millefleurschen Hofstaates versammelt war. Und, verdammt nochmal, mit jeder einzelnen davon konnte er sich mindestens ebensoviel Spaß vorstellen, wie mit Ursula. Aber ganz Commerzienrat trat er an den Tisch heran und verbeugte sich knapp.

"Prinzessin! Hoheiten! Meine Damen! Ich störe Ihr Zusammensein nur höchst ungern, aber Ihre Majestät hat mich rufen lassen."

"Danke!"

Caspar setzte sich auf den freien Platz zwischen Cecilia und Sandrine.

"Das ist eine Gesellschaft zu Frühstück, die wirklich besser ist als die meines guten Alfred. Ihr gestattet?"

Caspar schenkte sich Kaffee ein und griff sich ein Brötchen.

"Da ich aber vermute, liebste Florabella, dass Du mich nicht hierher eingeladen hast, weil sonst zu viele Brötchen übrig wären, möchte ich fragen, warum Du mich gerufen hast?"

Caspar reichte der Prinzessin das Töpfchen mit der Marmelade, und während sie etwas davon auf ihr Brötchen löffelte, schaute er den Kaffee an. Kaffee eben. Sah aus, wie Kaffee aussehen sollte. Er nippte an der Tasse und der Kaffee schmeckte auch, wie Kaffee schmecken sollte. Aber Florabella, dieses kleine Miststück, sagte das nicht umsonst. Irgendetwas stimmte nicht, und er musste jetzt herausfinden, was das war.

Gedankenverloren musterte Caspar den Kaffee, während er Florabellas prüfenden Blick auf sich spürte. Was wollte sie nur? Der Kaffee war völlig in Ordnung. Die Tasse hatte einen Sprung, aber das hatte ja wohl nichts mit dem Kaffee zu tun. Die Tasse hatte einen Sprung. Die Tasse hatte einen SPRUNG! An der Tafel der Vizekönigin ging das ja wohl gar nicht!

"Die Tasse hat einen Sprung."

Er schaute Florabella an.

"Das Du neues Geschirr brauchst. Und das das wahrscheinlich nicht aus Lilienhain kommen soll. Und das ich der sein werde, der es auftreiben soll."