Der Marktplatz

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07.11.2014 09:53
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#1
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Göttin

Der Markt ist der zentrale Platz der Stadt Lilienhain. Der Platz ist umringt von eingeschossigen Häusern, die teils offensichtlich in Fachwerk ausgeführt, teils flächig verputzt sind. Die Fassaden der letzteren werden sparsam durch steinerne Fenstergiebelchen und Ährenkränze verziert.

Einige Bäume säumen den Platz und ein umlaufender Rinnstein mündet in einem kleinen, gemauerten Graben. Eine Trennung zwischen Fußweg und Straße scheint es nicht zu geben.

In der Mitte des Platzes steht ein Brunnen, in welchen eine steinerne Frauenfigur, einer antiken Göttin gleichend, aus einem Füllhorn Wasser ergießt. Eine zweite Statue steht vor der Druckerei des "Millefleurer Boten". Sie zeigt eine übermannshohe männliche Gestalt, welche in der rechten einen Stapel Papier, in der linken einen sich windenden Aal hält. Es ist das Denkmal des namenlosen Setzers, der hier vor mehr als 400 Jahren die erste Ausgabe des "Millefleurer Boten" herausbrachte. Wie sein Name schon sagt, ist dieser nicht überliefert. Dass der Aal in seiner Hand dazu in Bezug steht, ist seit langem ein Punkt des Interesses der Heimatkundler, konnte bisher jedoch nicht schlüssig bewiesen werden.


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07.11.2014 10:13
#2
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Als Theodor den Marktplatz erreichte, ging der Marktbetrieb gerade los. Theodor steuerte auf seinen Stammplatz neben dem Brunnen zu. Er grüßte die Fischerin Ölpke, die dort wie immer ihren Stand mit frischem und geräuchertem Fisch hatte. Er stellte seinen Klappstuhl neben den Brunnen und seine Ziehharmonika daneben. Dann setzte er sich.

Er nahm seine Mütze vom Kopf und legte sie mit der Öffnung nach oben vor sich. Dann griff er nach seiner Zieharmonika und schnallte sie sich um. Er öffnete sie, zog ein paar Mal den Balg auf und suchte die rechten Bässe. Dann begann er in der Hoffnung auf ein paar Spenden der Marktbesucher zu spielen.

Wie immer begann er mit seinem Lied von der Ziehharmonika.

"Nicht fürs Süße, nur fürs Scharfe
und fürs Bittre bin ich da;
schlag, ihr Leute, nicht die Harfe,
spiel die Ziehharmonika.

Leer, verfilzt ist meine Tasche
und durchlöchert ist mein Hut.
Daß ich leb, das Herz aus Asche,
macht: aus Branntwein ist mein Blut.

Ließ das Salz der Tränen Spuren,
wären meine Gucker blind;
meine Liebsten sind die Huren,
mir Gesellen Staub und Wind.

Das Falsett, das möcht umarmen,
doch das Ganze trägt der Baß;
hab Erbarmen, brauch Erbarmen,
doch zuinnerst haust der Haß.

Weiß zuviel und möcht doch träumen
wie der Echs im Sonnenschein;
leeres Brausen in den Bäumen,
braus für mich, nick träg ich ein!

Darf nicht ruhn, muß Straßen weiter;
denn bald bin ich nicht mehr da,
und es spielt die Stadt kein zweiter
so die Ziehharmonika."




(Flo)
[Text des Gedichtes: Theodor Kramer, Nicht fürs Süße, nur fürs Scharfe]


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28.11.2014 19:54
#3
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Fischer aus Lilienhain

Kurz nachdem er sein Haus verlassen hatte, erreichte Johann den Markt. Er nickte diesem zu und grüßte jene und kam so schließlich an Stand seiner Frau an.

"Na, Irene. Hast Du was verkauft?"


(Flo)


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28.11.2014 19:59
#4
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"Den Karpfen und den Kasten Krebse. Ich bin's zufrieden."


(Flo)


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29.11.2014 11:00
#5
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Fischer aus Lilienhain

Johann nickte und stellte den Korb mit den Strudelingen auf den Tisch.

"Ich habe Dir noch Strudelinge mitgebracht. Brauchst Du Aale?"


(Flo)


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29.11.2014 11:30
#6
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"Hmmm. Die Waldenhag hat einen bestellt und der Gutschenk zwei. Und Gräwedünkel will auch einen, aber erst morgen, weil er heute wohl noch nach Ückelsee muss. Und Du könntest noch zur Hohmann gehen und einen Käse mitbringen. Wir haben kaum noch welchen da."


(Flo)


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29.11.2014 11:34
#7
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Fischer aus Lilienhain

"Mache ich."

Nachdem Johann sich von seiner Frau verabschiedet hatte, ging er eine Runde über den Markt. Die Aale mussten noch im Rauch hängen und so hatte er Zeit, hier dort ein paar Sätze zu wechseln. Als er bei der Maierin angekommen war, grüßte er auch sie.

"Guten Tag, Eleonore! Na, gut verkauft heute?"


(Flo)


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29.11.2014 11:39
#8
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"Guten Tag Johann! Naja, ich war zumindest nicht umsonst hier. Und wie sieht es bei Irene aus?"


(Flo)


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29.11.2014 11:42
#9
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Fischer aus Lilienhain

"Auch so. Einen Karpfen und einen ganzen Kasten Krebse hat sie verkauft. Und nachher soll ich Räucheraale austragen. Also stand sie auch nicht umsonst."


(Flo)


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29.11.2014 11:43
#10
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"Schön! Du, auf Krebse hätte ich auch mal wieder Appetit. Kannst Dir da mal welche bringen. So etwa einen halben Eimer?"


(Flo)


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29.11.2014 11:45
#11
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Fischer aus Lilienhain

"Sicher kann ich das. Nur nicht mehr heute. Und Irene meinte, ich solle einen Käse von Dir mitbringen. Ginge das?"


(Flo)


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29.11.2014 11:47
#12
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"Sicher ginge das. Schaf oder Kuh?"


(Flo)


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29.11.2014 11:49
#13
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Fischer aus Lilienhain

"Schaf bitte! Nicht nur, dass Elisabeth fast so hübsch ist wie Du, ihre Schafe geben auch die beste Milch im ganzen Fürstentum."


(Flo)


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29.11.2014 12:00
#14
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Eleonore griff einen zweipfündiges Käserad und wickelte es in einen Bogen Papier.

"Das mit der Milch werde ich Elisabeth ausrichten." sagte sie schmunzelnd, während sie Johann das Paket reichte. "Das andere lieber nicht. Sonst werden ihre Hunde eifersüchtig und fallen über Dich her."


(Flo)


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29.11.2014 12:02
#15
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Fischer aus Lilienhain

"Mach das mal!" sagte Johann, ebenfalls schmunzelnd. "Die Krebse bringe ich Dir übermorgen, ja?"

Dann verabschiedete es sich von der Maierin und ging nach hause, um nach den Aalen zu sehen.


(Flo)


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